Ab die Post (Terry Pratchett)

Ein Scheibenweltroman: Trickbetrüger bekommt die Chance, seinem Tod am Strang durch die Annahme des Jobs als neuer Postminister zu entrinnen. Er entscheidet sich für das Leben und führt dann die Post mit allen Mitteln, die ein geborener Betrüger, Lügner, Aufschneider, Dieb und Hochstapler zur Auswahl hat.

Handlung

Der notorische Schwindler und Betrüger mit Namen Albert Spangler wird für seine Verbrechen gehenkt. Kurz darauf wacht er im Büro des Patriziers von Ankh Morpork wieder auf und wird vor die Wahl gestellt: Er übernimmt das Amt des Postministers, oder seine Hinrichtung nimmt das Ende, das sie eigentlich gehabt haben sollte.

Feucht von Lipwig, so lautet der richtige Name des Delinquenten, entscheidet sich für das Leben und geht davon aus, dass er spätestens am nächsten Morgen viele, viele Meilen entfernt diese ganze Sache vergessen kann. Die Erkenntnis, sich das doch zu einfach vorgestellt zu haben scheint, reift, als ein Golem das Hotel auseinandernimmt, in dem er bei seiner Flucht übernachtet, und ihn kurzerhand nach Ankh Morpork zurückträgt.

Also übernimmt Feucht zähneknirschend sein Amt, und stellt relativ schnell fest, dass man etwas, wenn man es schon macht, es auch gleich richtig machen kann. Die Trickkiste des Betrügers und Hochstaplers hat jede Menge Dinge zu bieten, die man einsetzen kann, dass es so aussieht, als führe man ein Regierungsamt mit Verve.

Dass die Postminister der Monate alle eines unnatürlichen Todes gestorben sind, erfährt Moist erst, nachdem er die Arbeit aufgenommen hat – der Job ist offensichtlich eine Kamikazemission. Und dann fangen die im Postamt gelagerten Briefe an, nachts mit ihm zu sprechen. Als er schon glaubt, vollends den Verstand verloren zu haben, wird er von der Geheimgesellschaft der Postboten (kurz innehalten, und dann die letzten drei Wörter nochmal in Ruhe lesen. Ja, genau.) daraufhin geprüft, ob er eines Postministers würdig ist (und ob das ein Zeichen für geistige Gesundheit ist, lasse ich mal so dahingestellt).

Hauptgegner der Post ist der Große Strang, ein Netzwerk von Semaphoren (sogenannten „Klackern“) für die schnelle Nachrichtenübermittlung. Diese Firma ist von einem skrupellosen Unternehmersyndikat von der Familie Liebherz feindlich übernommen worden. Eine Tochter dieser Familie ist die liebreizende, kettenrauchende und latent gewalttätige Adora Belle Liebherz, deren Bruder in den Diensten des Großes Strangs unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist und für die Lipwigs Herz sofort entflammt.

Lipwig erkennt im Vorsitzenden des Großes Strangs einen Betrüger wie sich selbst, aber ungleich skrupelloser, und es entbrennt ein Kampf um die Vorherrschaft am Nachrichtenmarkt. Im Verlauf dieses Verdrängungswettkampfs werden Mörder, kriminelle Hacker und forensische Buchhalter aufeinander gehetzt, ein Gebäude brennt nieder und es kommt zu Todesopfern. Ihren dramatischen Höhepunkt finden Buch wie Handelskrieg in einem dramatischen Wettlauf Klacker gegen Post.

Warum gerade dieses Buch?

Terry Pratchett hat einundvierzig Scheibenweltromane geschrieben. Warum empfehle ich gerade diesen? Drei Gründe:

Er ist aus Pratchetts späteren Werken. Ab die Post ist mit Erscheinungsdatum 2004 eher dem Spätwerk von Pratchett zuzuordnen. Diese Romane empfinde ich als besonders empfehlenswert, weil Pratchett anders als bei seinen frühen Scheibenwelt-Romanen im Laufe der Zeit mehr auf Satire als auf Fantasypersiflage gesetzt, die Charaktere facettenreicher gestaltet, und den Humor verfeinert hat.

Er ist aus einer isolierten, übersichtlichen Erzählung. Pratchetts Gesamtwerk lässt sich in verschiedene Erzählstränge aufteilen, die alle mehr oder weniger stark miteinander verknüpft sind (siehe die Grafik hier). Das macht es neuen Lesern mitunter schwer. Dieser Roman ist der erste aus der Trilogie um den charismatischen Trickbetrüger Feucht von Lipwig und eignet sich auch deshalb gut zum Einstieg, weil zwar bekannte Charaktere aus anderen Strängen vorkommen, sie aber keine so große Rolle spielen. Deshalb kann man sowohl diese Trilogie als auch diesen in sich selbst abgeschlossenen Roman problemlos ohne den Rest lesen.

Es gibt alternative Medien. Zuletzt kommt noch hinzu, dass dieser Roman sehr hübsch verfilmt worden ist, und es gibt ein nettes Hörbuch dazu. Er ist also auch für Medienkonsumenten geeignet, die lieber hören oder schauen als lesen.

Genre

Die Scheibenwelt-Romane sind eigentlich keinem Genre zuzuordnen. Wenn man trotzdem unbedingt eine Schublade braucht, in die man diese Romane stecken kann, bietet sich das Genre Scheibenwelt-Roman an. Für mich stellt das ganz klar ein eigenes Genre dar. Schubladenpuristen mögen es aber als Unterkategorie der Fantasy führen, der Hexen, Trolle, Drachen und Zauberer wegen. Wer es ganz genau nimmt vielleicht sogar als Unterkategorie der Gaslamp Fantasy, gerade in dem Industrielle Revolution Erzählstrang. Aber man kann es auch übertreiben.

Pratchett selbst hat einmal gesagt, am Anfang seines literarischen Schaffens hätte er geglaubt, bei Fantasy ginge es um Helden, um Kämpfe und um Könige, im Laufe seiner Arbeit wäre ihm aber aufgegangen, es ginge vielmehr um normale Leute, wie man Kämpfe vermeidet und wie man Könige loswird. Die Scheibenweltromane sind zwar in einem Fantasy-Setting angesiedelt, parodieren aber gleichwohl klassische Fantasy-Stoffe, Science Fiction und immer und immer wieder aktuelle Entwicklungen.

Ausgaben

  • Taschenbuch (10 €)
  • Kindle (7,99 €)
  • ePUB (Tolino, 7,99 €)
  • Onleihe der Stadtbücherei Iserlohn
  • Hörbuch
    • Audible (9,95 € oder 1 Guthaben; ungekürzte Fassung, 917 Minuten)
    • Thalia (24,95 €; ungekürzte Fassung, 917 Minuten)
    • Thalia (13,95 €; gekürzte Fassung, 280 Minuten)
  • Verfilmung
    • Blu-ray (16,99 €)
    • DVD (18,99 €)

2 Antworten auf „Ab die Post (Terry Pratchett)“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert