Dystopischer Roman, der in einer Zukunft spielt, in der die Gesellschaft in Kasten eingeteilt ist und Regeln folgt, die an ein britisches Internat erinnern.
In einer dystopischen Zukunft wenigstens 500 Jahre nach unserer Zeit und nach „Dem Großen Ereignis“ sind die Menschen extrem farbenblind – oder besser: sie können nur wenige Farben erkennen.
Welche Farbe man sehen kann bestimmt, wo man in der sozialen Hackordnung steht: Den Farben des Regenbogens folgend sind die mit der Fähigkeit die Farbe Rot zu erkennen die niedrigste, und die mit der Fähigkeit, Purpur zu sehen, die mächtigste Kaste. Innerhalb einer solchen Kaste bestimmt die Stärke, mit der man seine Farbe sieht, den persönlichen Status. Den niedrigsten Rang haben die vollständig Farbenblinden oder Grauen.
Der Roman erzählt eine Lebensverändernde Episode aus dem Leben von Eddie Russet. Eigentlich könnte dieses zurzeit nicht besser sein: Seine Rotsicht ist exzellent, er hat gute Chancen, sich durch Heirat sozial zu verbessern und sein Leben verläuft angenehm ereignisfrei. Bis er nach Ost-Karmin geschickt wird, um dort die Stühle zu zählen. Dort lernt er die graue Jane kennen. Diese Jane, mit ihrer niedlichen Stupsnase und ihrem gewalttätigen Temperament, hebt Eddies Welt komplett aus den Angeln.
Er verliebt sich, entgegen aller gesellschaftlichen Regeln sowie aller Vernunft, hoffnungslos, was schon Katastrophe genug wäre. Aber mehr noch erfährt er von ihr, durch sie und mit ihr von düsteren Geheimnissen. Geheimnissen, deren Kenntnis allein ausreicht, um ihm mächtige Feinde einzuhandeln.
Das alles gipfelt in einer Selbstmordmission nach Hoch-Safran, bei der er mit ein paar anderen Einwohnern von Ost-Karmin (und natürlich auch Jane) Altfarbreste bergen soll. Unnötig zu sagen, dass bisher noch niemand von einer Expedition nach Hoch-Safran zurückgekehrt ist.
Grau ist sicherlich kein Roman für jedermann: Den Lesern werden weder die Welt noch die Charaktere vorgestellt. Zum anderen gibt es ein teilweise offenes Ende, das den Leser mit der Erwartung auf nachfolgende Romane zurücklässt. Romane, die Fforde bis heute nicht geschrieben hat.
Wer ausgiebiges World-Building und Happy Ends in seinen Geschichten sucht, sollte hier die Finger von lassen. Wer sich aber von ihrem Fehlen nicht abschrecken lässt, kann sich mit Eddie Russet auf ein spannendes Abenteuer in Ost-Karmin begeben, das mich selbst bei jedem Lesen sehr gefesselt hat.
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