Turing Bytes

Dokumentations-Hörspiel über den Informatik-Pionier Alan Turing.

(Quelle: WDR)

Alan Turing war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Wenn man den Geist von Turing verstehen will, kann man sich folgendes bewusst machen: Turing erfand ein Modell für die Berechenbarkeit mit entsprechenden Programmen, und dann das Modell einer Maschine, auf dem diese Programme ausgeführt werden konnten.

Er spielte eine wesentliche Rolle bei der Dechiffrierung der durch die Verschlüsselungsmaschine Enigma verschlüsselten Funksprüche der Deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg. Die Ergebnisse dieser Arbeiten, also die Entschlüsselung von verschlüsselten Nachrichten, gelten als eine kriegsentscheidende Komponente für den Sieg der Alliierten.

Dieses zu einem Hörspiel dramatisierten Original-Soundschnipsel von Zeitgenossen zur Person Turing, seinen Arbeiten und seinem Tod durch Selbstmord bietet einen hübschen kurzen Einblick in Leben und Wirken des Pioniers.

Für mich hätte es die Umwandlung in ein Hörspiel mit einer relativ überflüssigen Rahmenhandlung nicht gebraucht, und das Ganze ist für mich für ein Hörspiel deutlich zu schnell und zu unruhig geschnitten. Nichtsdestoweniger sind die Originalaufnahmen schon hörenswert – und jemand ohne profunde Kenntnisse in Leben und Wirken von Turing kann hier unterhaltsam einen schönen Einstieg finden.

Audiothek-Link: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-hoerspiel/audio-turing-bytes—die-geheimnisse-des-computerpioniers-alan-turing-100.html

MP3-Download: https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/214/2145821/wdr3hoerspiel_2020-04-19_turingbytesdiegeheimnissedescomputerpioniersalanturing_wdr3.mp3

Ja uff erstmal

Das Westernhörspiel Winnetou von Karl May gesprochen von deutschen Comedygrößen um Jürgen von der Lippe.

Zum 175. Geburtstag von Karl May kamen dereinst im September 2000 Jürgen von der Lippe (Old Shatterhand), Rüdiger Hoffmann (Winnetou), Herbert Knebel (Sam Hawkins), Mike Krüger (Intschu-tschuna), Hella von Sinnen (Nscho-tschi) und weitere bekannte Größen der Comedyszene dieser Zeit zusammen, um das Hörspiel Winnetou von 1955 neu einzusprechen.

Was zunächst wie das Setting für eine Parodie klingt wird, und das wir schon in den ersten Minuten klar, eine großartige Neuinszenierung. Alle Sprecher sind offensichtlich große Karl-May-Fans und sprechen das Hörspiel mit großem Spaß, aber auch mit dem notwendigen Ernst.

Hierdurch wird dieses Hörspiel zu einer gelungenen Neuinterpretation des Klassikers von 1955, die auch nicht Karl-May-Enthusiasten durchaus zur Freude gereichen kann.

Der WDR hat dereinst die Aufzeichnung des Hörspiels im Video festgehalten und gesendet. Diese war auch ganz wunderbar, aber leider kann ich sie heute nirgendwo mehr finden. 20 Jahre reicht die Mediathek dann leider noch nicht zurück.

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Die Känguru-Chroniken

(Hörprobe)

Eines Tages klingelt es bei Marc Uwe Kling an der Wohnungstür. Davor steht ein kommunistisches Känguru und will sich ein paar Eier ausborgen, um Pfannkuchen zu backen. Nicht lange danach ist es bei ihm eingezogen und stellt sein Leben ziemlich auf den Kopf; im Falle eines verdrehten Fernsehbildes sogar sprichwörtlich.

Es wird über Politik, die Sprache, Nirwana, Bud Spencer und Terrence Hill sowie Gott und die Welt diskutiert. Ein Anti-Terror-Netzwerk wird gegründet. Die Party eines Rechtspopulisten wird gesprengt. Menschen werden auf kreative Weise beleidigt.

Das Ganze ist, wenn Marc Uwe Kling es selbst vorliest, irre komisch. Wir haben das Buch auf einer langen Autofahrt gehört, und ich wollte wieder und wieder ins Lenkrad beißen vor Lachen. Das Buch hingegen hat für mich gar nicht funktioniert: Ohne die passenden Stimmen und die passende Betonung sind die Episoden nicht halb so lustig, und viele überhaupt nicht.

Der Erfolg der ganzen Serie hat dazu geführt, dass manche Phrasen schon in den allgemeinen Wortschatz übergegangen sind, wie zum Beispiel „… das sind doch bürgerliche Kategorien“. Dieser Erfolg spricht ja durchaus für sich.

Es gibt seit diesem Jahr auch eine Verfilmung, aber dazu kann ich nichts sagen. Kritiker bemängeln aber, dass dieser zu wenig von den witzigen Dialogen und zu viel Slapstick habe.

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Paul Temple und der Fall Gregory

Meta-Krimi-Hörspiel. Bastian Pastewka und Komplizen inszenieren ein klassisches Hörspiel von Francis Durbridge neu.

Francis Durbridge war dereinst der Großmeister des Radiokrimis. Bastian Pastewka ist ein Riesenfan von diesen Hörspielen und inszeniert „Paul Temple und der Fall Gregory“ mit Freunden neu.

Inhalt

London, 1949. Ein Massen-Mädchenmörder terrorisiert die Stadt, und trotz alle Bemühungen ist Scotland Yard vollkommen ahnungslos, wie man ihn dingfest machen soll. Das ist ein Fall für Meisterdetektiv Paul Temple und seine Frau Steve. Auf der Spur ominöser Botschaften verfolgt das Paar jede Spur, die sie zum Mörder bringen könnte, selbst in den schmierigen Nachtclub Brazil. Und dann gerät Temple selbst ins Fadenkreuz des Mörders.

Hörspiel

Das Hörspiel wird immer wieder unterbrochen von Diskussionen oder Gespräche über das Hörspiel, in denen der Inhalt des Hörspiels oder die der Vortragsstil diskutiert wird. Wenn man es ganz genau nimmt, ist dies ein Hörspiel über das Hörspiel, bei dem das Originalhörspiel in einer Nebenhandlung gespielt wird (höre ich da jemanden „Die Brautprinzessin“ sagen? Nein? Dann muss ich mich damit in der Zukunft auch mal beschäftigen).

Ausgaben

Die Ferienbande und die entsetzlichen Ferien

Jugendbandenhörspielparodie. Vier stereotype Jugendliche erleben ein hanebüchenes Abenteuer.

(Radiofolge 01)

Die Bande

Erinnert Ihr Euch an TKKG? Die Jugendbande mit den stereotypen Charakteren und den Bösen, die immer anhand gesellschaftlicher und populärer Vorurteile und Stereotypen zu erkennen waren? Mit präventiver Gewalt von Seiten des starken Anführers und dem Mädchen, dass bei gefährlichen Einsetzen immer schön nach Hause ins Bett musste? Wenn man diese Hörspiele heute hört, kommen sie einem schon sowieso wie eine Parodie auf die Hörspielkultur der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts vor. Und das schreibe ich, obwohl ich TKKG wirklich, wirklich gerne gehört habe.

Die Macher der Ferienbande um Kai Schwind und Sven Buchholz aber bringen dies auf eine völlig neue Ebene und gestalten Hörspiele, die hanebüchener nicht sein könnten.

Bernd, früher genannt Beate, der sportliche Anführer, Baul, der Computerexperte und das Gehirn, Bröckchen, der dauernd isst und zu sonst nichts zu gebrauchen ist, Babsi, das Mädchen der Ferienbande und natürlich der Hund Bambi bilden die titelgebende Ferienbande.

Nachdem sie zunächst in bis-zu-fünf-Minuten-Radiospots kurze „Fälle“ aufklärten, ist „…und die entsetzlichen Ferien“ das erste Hörspiel in voller Hörspiellänge, das die Ferienbande bestreitet.

Die Geschichte

„Endlich waren Sommerferien, die Ferienbande freute sich schon seit Wochen auf diesen Tag, denn unsere vier Helden hatten etwas Aufregendes geplant: Bernd, Bröckchen, Baul und Babsi wollten ins Ferienlager nach Rügen. Natürlich würde Bambi der Hund auch dabei sein“ (Quelle: CD, Track 2). Ikonischer kann ein Jugendhörspiel nicht sein.

Danach werden die Mitglieder der Bande eingesammelt und es geht mit der Bahn ins Ferienlager. Eine Radtour wird unternommen, ein merkwürdiger Kauz am Strand getroffen und einem Lagerfeuer beigewohnt. Und dann ist plötzlich der stille Junge verschwunden. Das ist natürlich ein Fall für die Ferienbande.

Diese macht sich dann gleich auf in den dunklen Wald und ins Gruselhaus, um das schreckliche Geheimnis aufzuklären. Ein dunkler Gang kommt allerdings nicht vor, hierfür muss man schon zu Folge 2 greifen.

Das Hörspiel

Das Hörspiel ist gleichzeitig eine treffende Persiflage von und eine Hommage an TKKG. Die vierte Wand muss nicht gebrochen werden, denn sie ist praktisch nichtexistent und der Plot-Twist am Ende kommt wirklich überraschend. Ich kann dieses Hörspiel und die ganze Serie Menschen, die mit TKKG großgeworden sind, sehr empfehlen. Anderen eher nicht, weil sie kaum eine Chance haben, die Witze zu verstehen.

Mittlerweile gibt es elf vollwertige Hörspiele der Ferienbande, und der Wahnsinn nimmt mit jeder Folge weiter seinen Lauf.

Ausgaben:

Der Tod auf dem Nil (Agatha Christie)

Kriminalroman. Hercule Poirot sucht die oder den Mörder*in einer jungen Frau, die während einer Nilkreuzfahrt erschossen wurde.

Inhalt

Agathe Christies brillanter Detektiv Hercule Poirot macht Urlaub in Kairo. Dort erzählt ihm eine junge Frau, Linnet Doyle, dass sie von der ex-Verlobten ihres Mannes, Simon Doyle, verfolgt wird, und bittet ihn, ihr zu helfen. Poirot spricht mit der Dame, erreicht aber nichts. Bei einem Ausflug zu einem Tempel wird Linnet Doyle dann beinahe Opfer eines Steinschlags, der ein Mordanschlag hätte sein können.

Im weiteren Verlauf der Nilkreuzfahrt wird Simon Doyle ins Knie geschossen, und Linnet wird, obwohl unter Bewachung, morgens tot aufgefunden: Jemand hat ihr aus nächster Nähe in den Kopf geschossen.

Hercule Poirot und sein Freund Colonel Race müssen nun den oder die Täter*in finden, bevor das Kreuzfahrtschiff das nächste Mal anlegt und er oder sie fliehen kann. Und dann werden noch weitere Personen ermordet. Keiner der Passagiere scheint sicher zu sein.

Hörbuch

Martin Maria Schwarz liest diesen und weitere Kriminalromane von Agatha Christie, in denen Hercule Poirot der Ermittler ist, sehr schön vor. Er schafft es, sowohl den Detektiv als auch die anderen Personen sehr schön in Szene zu setzen und die Spannung der Geschichte ins Hörbuch zu übertragen.

Agatha Christies Poirot lebt und wirkt in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, Automobile und Flugzeuge sind durchaus vorhanden, aber die Leute sind oft noch sehr gemächlich mit dem Zug oder dem Schiff unterwegs. Zeit genug, jemanden umzubringen, den Mörder zu finden und dann an der nächsten Station auszusteigen und sich dem nächsten Fall zu widmen.

Im Vergleich zu heutigen Krimis sind die Geschichten um Hercule Poirot sehr langsam und weitschweifig erzählt, es gibt viele Hinweise und irgendwann ist jeder mal verdächtig. Das macht sie aber zu so wunderbaren Geschichten, die man beim Spazierengehen, Autofahren oder bei Routinetätigkeiten hören kann, ohne dass man Gefahr läuft, seine Gegend völlig aus den Augen zu verlieren.

Und für wen ein Hörbuch nichts ist, kann diesen Fall in Buchform lesen oder verfilmt mit Sir Peter Ustinov als Hercule Poirot ansehen.

Ausgaben:

  • Audible (7,95 € oder ½ Guthaben)
  • Download (6,95 € bei Thalia)
  • YouTube
  • Buchvorlage
    • Kindle (8,99 €)
    • ePUB (Tolino; 8,99 €)
    • Taschenbuch (12,00 €)
  • Verfilmung
    • Amazon (nur ausleihen; HD 3,99 €, SD 2,99 €)
    • iTunes (nur ausleihen; 3,99 €)
    • YouTube (nur ausleihen; HD 3,99 €, SD 2,99 €)

Oscar Wilde & Mycroft Holmes – Folge 1: Zeitenwechsel

Steampunk-Mystery-Hörspiel. Der geniale Schriftsteller Oscar Wilde wird gezwungen, als eine Art Geheimagent für die britische Krone tätig zu werden und unter Einsatz seines Lebens die Kohlen aus dem Feuer zu holen, die für die „Offiziellen“ zu heiß sind.

Die Geschichte lehrt uns, dass Oscar Wilde wegen sogenannter homosexueller „Unzucht“ zwei Jahre ins Zuchthaus weggesperrt wurde und wegen in dieser Zeit ruinierter Gesundheit später verarmt starb. Was wäre, wenn es anders gekommen wäre?

Handlung

Der Schriftsteller und Lebemann Oscar Wilde wird während einer Razzia aufgegriffen, halb tot geprügelt und soll wegen homosexueller „Unzucht“ ins Zuchthaus. Diese Drohung nutzt Mycroft Holmes (der Bruder des berühmten Ermittlers von Athur Conan Doyle) aus, um ihn unter Druck zu setzen: Entweder er wird für seinen Lebenswandel weggesperrt, oder er arbeitet als eine Art Geheimagent, sogenannter Sonderermittler der Krone, an Fällen, die für die „normalen“ Ermittlungsbeamten zu schwierig, zu verworren oder zu gefährlich sind (kennen wir diese Idee nicht schon irgendwo her?).

Also nimmt Wilde an und wird Sonderermittler unter der strengen Knute von Mycroft Holmes. Diese Entscheidung bereut er eigentlich sofort, aber umso mehr, als ihn schon seinem ersten Fall, ein angeblicher Selbstmord, in Lebensgefahr bringt. Der geheimnisvolle Zirkel der Sieben bedroht das komplette Empire – und das ist nur der Anfang.

Hörspiel

Das Hörspiel ist spannend, die Sprecher sind wirklich gut, die Effekte richtig eingesetzt und das ganze Drumherum sorgt dafür, dass man sich wunderbar in das viktorianische Zeitalter versetzt fühlt. Die Hörspiele haben ein hohes Tempo und sind spannend inszeniert, und die Geschichten sind entsprechend geschrieben.

Man hat aber bei der ersten Folge noch das Gefühl, dass sich Autor wie Sprecher erst richtig in den Stoff einfühlen müssen – das wird aber schon in der zweiten Folge deutlich runder. Da der Verlag so freundlich ist, die ersten beiden Folgen kostenlos zur Verfügung zu stellen (siehe YouTube-Link unten), kann man sich problemlos diese beiden Hörspiele zur Probe anhören, bevor man dafür Geld ausgibt.

Der Maritim-Verlag verlegt mit „Jules Verne – Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg“ und „Irene Adler – Sonderermittlerin der Krone“ noch zwei weitere Hörspielserien im selben Universum, deren Geschichten sich teilweise überlappen, ergänzen oder berühren.

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